„Solidarität“ als kollektives Korsett: Ein Plädoyer für die Freiheit

Der Feind der Freiheit ist heutzutage oft die druckvoll eingeforderte „Solidarität“. Nicht die echte Solidarität, die in ehrlicher Rücksichtnahme Ausdruck findet und für die man sich freien Geistes und reinen Herzens entscheidet. Der Feind der Freiheit ist jene pervertierte Solidarität, die als Vorwand zu Beschränkung individueller Freiheiten dient.

Kennen Sie den Philosophen Diogenes? Als Alexander der Große Diogenes fragte, was er sich wünsche, erwiderte dieser lakonisch: „Geh mir aus der Sonne.“ Diogenes begehrte nichts außer der Freiheit. Seine Bedürfnisse sind auf das Wesentliche reduziert. Indem er auf Wünsche verzichtete, entzog er sich auch der Bevormundung, die so häufig mit der Erfüllung von Wünschen einhergeht. Alles hat seinen Preis – selbst Wünsche. Das lehren uns schon die Märchen: Kein Wunsch wird ohne Gegenleistung gewährt.

Freiheit halte ich für das höchste Gut. Ohne sie kann sich kein Individuum entfalten, seine angeborenen Fähigkeiten entwickeln, Talente ausbauen oder schlicht so leben, wie es der eigenen Persönlichkeit entspricht. Kleingeister mögen nun denken, dass Freiheit gelebt wird, indem man rote Ampeln ignoriert oder Sicherheitsgurte ablehnt. Das ist Schubladendenken oder ein krankes Freiheitsverständnis. Natürlich braucht Straßenverkehr Regeln, sonst herrscht Chaos. Ob jedoch ein Radfahrer einen Helm trägt, ist seine persönliche Entscheidung. Als Arzt empfehle ich Schutzmaßnahmen wie Helme, doch ich respektiere die Freiheit, sie abzulehnen. Chaos entstammt nicht der individuellen Wahl, sondern dem Mangel an Verantwortung.

Der erhobene Zeigefinger verdeckt die Sonne

Dennoch beobachte ich mit Sorge, wie Staat, Gesellschaft, NGOs, Kirchen und andere Institutionen zunehmend übergriffig werden. Wir ertrinken in einem Meer aus Verordnungen, Regeln, Vorschriften, Ge- und Verboten. Moralisten greifen mit erhobenem Zeigefinger in die Freiheit anderer mit Sätzen wie „Das darfst du nicht“, „Das tut man nicht“ oder „Du musst…“ ein. Sie fühlen sich stets im Recht und treiben Menschen, die weniger engstirnig sind, ihre Freiheit bewahren wollen und diese Übergriffigkeit wahrnehmen zur Weißglut. Wer gibt Menschen das Recht, über das Leben anderer auf diese Art zu bestimmen. Was man isst, trinkt, macht oder lässt, ist – solange man damit niemanden verletzt – Privatsache.

Leider bleibt uns die Solidaritätskeule immer seltener erspart. Was als Solidarität verkauft wird, ist oft nichts anderes als der Versuch, kritische, freiheitsliebende oder kreative Individuen in ein kollektives Korsett zu zwängen. Diejenigen, die diese Forderung erheben, sind häufig selbst zu schwach oder zu feige, ihre eigene Freiheit zu leben. Sie neiden alle, die sich nicht beugen und maskieren ihren Groll als Tugend.

Die aktuell im öffentlichen Fokus „gelebte“ Vielfalt ist ein Symptom der Hilflosigkeit. Es ist offensichtlich, dass die echte Freiheit nicht erwünscht wird. Um den Schein aufrechtzuerhalten, wird Vielfalt propagiert. Gäbe es echte Freiheit, Akzeptanz und Verantwortung, bräuchte man dieses Schauspiel nicht. Wer sich gut fühlt, wenn er für Vielfalt demonstriert, soll das gerne machen. Allerdings nicht mit erhobenem moralischen Zeigefinger.

Es sollte weder von gesellschaftlichen Interesse sein, wer sich gegen was impfen lässt, noch, wer was isst. Fleischesser sind nicht schlechter als Veganer. Solche Debatten sind weniger ein Ideal als vielmehr eine moralische Selbstüberhöhung und ein Versuch, das eigene Selbstwertgefühl zu stützen, indem man sich anderen überlegen fühlt.

Gesundheit ist individuelle Freiheit

Als Arzt habe ich nie den Impfstatus meiner Patienten verurteilt. Ich beriet – die Patienten entschieden. Der seit Corona entfachte Impfdruck, der auch vor anderen Impfungen keinen Halt macht, ist absurd. Impfungen schützen primär den Geimpften, nicht die Gemeinschaft. Es geht um eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung. Wir Ärzte müssen wieder frei und ohne ideologische Zwänge über solche Themen diskutieren können. Gesundheit ist kostbar, keine Frage. Doch warum dürfen Menschen nicht selbst entscheiden, wie sie mit ihrem Körper umgehen? Ja, Alkohol und Zigaretten schaden – aber warum wird Rauchen verteufelt, während Bier in Bayern zum Kulturgut gehört? Diese Doppelmoral ist Heuchelei. Erwachsene sollten frei wählen dürfen, welches Gift sie konsumieren.

Warum können wir einander nicht einfach in Frieden und Freiheit lassen? Beim Bezahlen soll jeder entscheiden dürfen, ob mit Bargeld oder Karte, ohne Begrenzungen oder Vorschriften. Was kümmert es, welches Auto der Nachbar fährt? Warum will der Staat vorschreiben, wie man heizt oder welcher Motor genutzt wird? Es braucht keine Klimaaktivisten, die belehren – es braucht Freiheit.

Für unzutreffend halte ich es, dass in der Ukraine unsere Freiheit verteidigt wird. Unsere Freiheit wird sicher nicht von einem Land verteidigt, das vor dem Krieg von Korruption, Rechtsextremismus und Verbrechen geprägt war und kaum EU-reif erschien.

Durch Angstmache wird Freiheit beschnitten

Es sollte jeder die Freiheit haben, das sagen zu dürfen, ohne als „Putin-Freund“ diffamiert zu werden. Es ist bizarr, wenn Politiker den Krieg als unvermeidbar darstellen, um unsere Freiheit zu schützen und dabei erneut Solidarität einfordern. Das ist kein Schutz der Freiheit, sondern ein Machtspiel um Geld und Einfluss. Es ist perfide, dass „Freiheit schützen“ mit dem Mittel der Angstmache kommuniziert wird. Angst ist das Einfallstor bei vielen Menschen, dass diese bereit sind, auf Freiheiten zu verzichten. Das hat bereits in der Corona-Zeit geklappt. Nun wird die Angst der Menschen vor Krieg, der Zerstörung und Tod bedeutet, von Politikern instrumentalisiert.

Warum wird Kritik immer weniger akzeptiert? Wenn der Meinungskorridor schrumpft, stirbt die Meinungsfreiheit. Wo diese erstickt, gedeiht Totalitarismus. Weder von Religion noch von Ideologien möchte ich belästigt werden. Jeder mag glauben, beten oder fasten, wie er will – aber lasst mich damit in Ruhe. Hautfarbe, Herkunft, Religion? Für mich kein Grund zum Urteilen. Jeder Mensch ist gleich wertvoll. Doch respektiert meine Freiheit, wie ich die eurige respektiere.

Kurz gesagt: Geht mir aus der Sonne.